Freitag, 11. November 2011

"Bitte einmal 30 Kilogramm Fett absaugen, Herr Doktor!" Umfrage zur Plastischen Chirurgie

Beratungsgespräche vor der OP sind wichtig
Gibt es unter Schönheitschirurgen wirklich so viele Pfuscher? Und wollen Patienten tatsächlich immer aussehen wie Heidi Klum oder David Beckham? Eine aktuelle Umfrage unter 80 deutschen Fachärzten für Plastische Chirurgie räumt mit populären Vorurteilen auf und zeigt, dass ärztliche Verantwortung häufig auch bedeutet, nein zu sagen zu Modelnäschen und „Doppel-D“.

Die Umfrage fand im Oktober 2011 statt. Befragt wurden 80 Fachärzte für plastische Chirurgie, Mitglieder der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) sind.

Schönheitschirurg ist kein geschützter Begriff
Ja, es gibt sie – die schwarzen Schafe unter den Plastischen Chirurgen, die für
Negativschlagzeilen sorgen und eine ganze Branche in Verruf bringen. Dies liegt unter anderem daran, dass der Begriff "Schönheitschirurg" weder eine geschützte Berufsbezeichnung noch eine Garantie dafür ist, dass es sich tatsächlich um einen Facharzt für Plastische Chirurgie mit der sechsjährigen Zusatzausbildung handelt.

Patienten, die auf Qualität bestehen, sind daher angehalten, genau hinzusehen und nachzufragen. "Direkt nach dem Facharzttitel werde ich zwar seltener gefragt, aber doch häufig nach meiner Erfahrung", so Dr. Bernd Loos, Leiter der Clinic im Centrum in Karlsruhe. Die meisten Plastischen Chirurgen halten ihre Patienten, wenn sie zum Beratungsgespräch kommen, für teilweise bis gut informiert. Sie treten selbstbewusst auf und wissen, was sie wollen. Informationsquelle Nummer eins ist dabei laut Angabe der Umfrageteilnehmer das Internet. An zweiter Stelle rangieren Empfehlungen von Freunden und Bekannten, die sich schon einmal schönheitschirurgischen Maßnahmen unterzogen haben, an dritter Stelle kommen Fernsehsendungen. 

Unrealistische Wünsche der Patienten
Trotz dieser scheinbaren Aufgeklärtheit erhalten fast alle Plastischen Chirurgen immer mal wieder recht kuriose Anfragen – zum Beispiel von Patienten, die sich mal eben „30 Kilogramm Fett absaugen lassen möchten“ oder eine „Penisverlängerung um 20 Zentimeter“ wünschen. Andere wollen gerne den Mund zu einem winzigen Kussmund verkleinert haben oder eine Brustvergrößerung von Körbchengröße F auf G. "Zu uns kam einmal jemand, der einen Schnitt in die Wange haben wollte, um eine Burschenschaftszugehörigkeit vortäuschen zu können", berichtet Dr. Beatrix Restel, die zusammen mit ihrem Mann die Clinic im Centrum Düsseldorf
führt. Zwischen 10 und 30 Prozent aller Patienten kommen mit unrealistischen Vorstellungen zum Beratungsgespräch. Bis zu 50 Prozent dieser Patienten werden deshalb nach dem Aufklärungsgespräch wieder nach Hause geschickt. "Obwohl man einige vielleicht sogar besser an einen Psychologen überweisen sollte", wie einer der befragten Ärzte angab. Die Patienten werden immer weniger kompromissbereit, stellen einige Mediziner fest. Doch wie kommt das? Und welchen Einfluss haben dabei TV-Formate, in denen Menschen vom hässlichen Entlein in den schönen Schwan verwandelt werden?


Falsches Bild durch Medien
Man spürt deutlich, dass die Patienten dem Arzt auf Youtube oder ähnlichen Videoplattformen mehr vertrauen als dem Mediziner, der vor ihnen sitzt. Nach der Beratung sind sie dann nicht selten enttäuscht. Auch Anfragen für ein Total-Makeover – "ganz billig, so wie im Fernsehen und mit Garantie", wie einer der Umfragenteilnehmer schreibt – könnten das Resultat einer durch Medienberichte verzerrten Wahrnehmung sein. Die Frage, ob Patienten bei ihren Wünschen auch auf Prominente verweisen, beantwortet die Mehrheit der Befragten hingegen negativ: Nur ein Bruchteil möchte aussehen wie Heidi Klum oder David Beckham.

Abschließend wurden die teilnehmenden Ärzte nach ihrer Erfahrung mit Patienten, die eine misslungene Schönheits-OP hinter sich haben. Dabei stellte sich heraus, dass sich maximal 10 Prozent aller Patienten für einen Korrektureingriff interessieren. Bei fast 40 Prozent der Ärzte bewegt sich dieser Anteil sogar unter drei Prozent. Lediglich rund fünf Prozent der Patienten, die einen Korrektureingriff wünschen, sehen sich zudem als Opfer ärztlichen Pfuschs. Eine große Mehrheit der Behandelten ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

 CiC – Qualitätsverbund von Plastischen Chirurgen
"Es lässt sich also weder behaupten, dass in der Plastischen Chirurgie grundsätzlich dilettantisch gearbeitet wird, noch darf man Patienten als beratungsresistente Hysteriker bezeichnen", bilanziert Elke Schwiegel, Geschäftsführerin des Klinikverbunds Clinic im Centrum. Unter der Marke CiC werden 50 Standorte in Europa – davon 46 in Deutschland – geführt. Die rechtlich und wirtschaftlich eigenständigen Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie haben sich mit ihren Kliniken und Praxiskliniken zu dieser Markenkooperation, die der Qualitätssicherung im Bereich der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie dient, vereinigt. Dieses Konzept ist einzigartig in Deutschland. Infos unter: www.clinic-im-centrum.de 

November 2011. Rafael Keroglou/ Redaktion mag21
Copyright Fotos: istockphoto/Mit-Schmidt Kommunikation

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